Archäologie

Archäologie ist eine Wissenschaft, die sich mit der Rekonstruktion der Lebensweisen vergangener Gesellschaften in ihrem kulturhistorischen Kontext beschäftigt. Diese wissenschaftliche Disziplin vereint sowohl Methoden aus den Geisteswissenschaften als auch aus den Naturwissenschaften.

Grundsätzlich unterscheidet man heute zwischen präventiver und forschungsgeleiteter Archäologie. Die präventive Archäologie wird im Vorfeld von Raumplanungsprojekten eingesetzt, zum Schutze von möglichen Bodendenkmälern. Die forschungsgeleitete Archäologie erfolgt im Rahmen einer wissenschaftlichen Fragestellung und kann auf archäologischen Fundstellen angewendet werden, die nicht von einer unmittelbaren Zerstörung bedroht sind. Die Forschungsmethoden variieren je nach den spezifischen Erfordernissen der jeweiligen Untersuchungsart und passen sich den vorliegenden Umständen an.

Die Archäologie gründet auf laborbasierten Untersuchungen der verbliebenen materiellen Überreste (Bestimmung, Funktion, Datierung der entnommenen Artefakte und Probenanalyse) sowie des Kontextes, in dem diese " Zeitzeugen " gefunden wurden (Art und Ursprung der Strukturen, stratigraphische Schichten usw.).

Avant prélèvement, ces données ont été méthodiquement documentées sur le terrain par l'archéologue, pour en comprendre les relations spatiales et temporelles (chronologie) sur lesquelles s'appuient l'argumentation et l'interprétation scientifiques proposées qui peuvent ainsi être vérifiées par d'autres chercheurs. Les nouveaux aquis scientifiques obtenus sont ensuite présentés dans les musées et publiés.

Vor der Entnahme des archäologischen Materials wird dieses von einem Archäologen vor Ort methodisch dokumentiert, um die räumlichen und zeitlichen Zusammenhänge (Chronologie) zu verstehen, auf die sich die vorab geplante wissenschaftliche Fragestellung und Interpretation stützt. Diese können so auch von anderen Forschern überprüft werden. Die neu gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse werden anschließend publiziert und idealerweise auch in einem Museum präsentiert.

Die Ursprünge der luxemburgischen Archäologie liegen in den aus der Renaissance stammenden Sammlungen antiker Objekte. So sammelte Graf Peter Ernest von Mansfeld (1517-1604), Gouverneur der Spanischen Niederlande, im Lustgarten seines fürstlichen Palastes in Clausen römische Denkmäler, hauptsächlich Flachreliefs von Grab- und Votivdenkmälern. Später veröffentlichten die Brüder Jean-Guillaume Wiltheim (1594-1636) und Alexandre Wiltheim (1604-1684) - die als Pioniere der luxemburgischen Archäologie gelten - ein handschriftliches Verzeichnis mit dem Titel Luciliburgensia Romana sive Luxemburgum Romanum. Dieses erst 1842 herausgegebene Sammelwerk enthält Hunderte von antiken Monumenten, die mithilfe von Zeichnungen dokumentiert wurden.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten "archäologischen" Ausgrabungen auf der Fundstelle des gallorömischen Vicus in Dalheim – „Pëtzel“ durch die 1845 gegründete "Société Archéologique" durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in den Publications de la Section Historique veröffentlicht, wie übrigens alle archäologischen Funde auf dem luxemburgischen Staatsgebiet.

Seit dem 20. Jahrhundert verlagerten sich die Interessensschwerpunkte auch auf das Studium der Vorgeschichte mit zahlreichen Ausgrabungen, die in den 1930er Jahren in den Abri (Felsunterkünfte) der Region Müllerthal von N. Van Werveke, M. Hoss et N. Thill, begeisterte Archäologie-Liebhaber, sowie von M. Heuertz, dem späteren Direktor des Naturhistorischen Museums, durchgeführt wurden. Eine dieser Ausgrabungen führte 1935 zur Entdeckung des ältesten "Luxemburgers" am Fuße eines Felsvorsprungs in "Loschbour" (Gemeinde Heffingen). Hier handelte es sich um eine prähistorische Bestattung des späten Mesolithikums.

Mitte der 1960er Jahre wurde auf Initiative des damaligen Direktors der staatlichen Museen, G. Thill, und aufgrund der spektakulären keltischen Gräber, die 1966 von Pfarrer Georges Kayser in Nospelt-"Scheierheck" entdeckt wurden, eine erste archäologische Abteilung eingerichtet und 1973 ein erster diplomierter Archäologe eingestellt. Daraufhin begannen archäologische Ausgrabungen unter Einsatz neuester Techniken, unter anderem am keltischen Oppidum auf dem Titelberg (Pétange, Differdange) und im gallo-römischen Vicus von Dalheim (Ricciacum). Die Einrichtung von vier archäologischen Abteilungen (Vorgeschichte, Frühgeschichte, Gallo-römisch und Mittelalter) im Nationalmuseum für Geschichte und Kunst (MNHA) im Jahr 1988 zeugt von einer verstaatlichten Archäologie in Luxemburg.

Im Jahr 2011 übernahm das Nationale Zentrum für archäologische Forschung (Centre National de Recherche archéologique, CNRA) offiziell die Aufgaben der Inventarisierung, der wissenschaftlichen Untersuchung, des Schutzes und der Aufwertung des archäologischen Kulturerbes, indem es durch die großherzogliche Verordnung vom 24. Juli 2011 gegründet wurde. Im Jahr 2022 erhielt das CNRA seinen Status als nationales Institut und agiert heute unter dem Namen Institut national de recherches archéologiques (INRA).